Karlsruhe bringt Ernährung auf die politische Bühne
Was braucht es, damit Wandel gelingt? Für uns beginnt Zukunft dort, wo Menschen sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben, sondern sich gemeinsam in Bewegung setzen über Grenzen hinweg. Genau das ist bei der bundesweiten Werkstatt der Mutigen am 9. Juli 2025 in Berlin geschehen. Auch wir waren dabei – gemeinsam mit über 300 Gestalter:innen aus mehr als 250 Städten und Gemeinden. Mit im Gepäck: unsere Erfahrungen aus Karlsruhe, unsere Vision einer gerechten Ernährung für alle und der Mut, neue Wege zu gehen.
Zukunft passiert nicht – wir gestalten sie.
Was uns verbindet? Der Wunsch, nicht mehr auf bessere Zeiten zu warten, sondern selbst Teil der Lösung zu sein. In Berlin haben Bürgermeister:innen, Bundestagsabgeordnete, Initiativen, Sozialunternehmen und Stadtgestalter:innen ihre Erfahrungen geteilt, zugehört, Allianzen geschmiedet. Die Bundespolitik war da – Kanzleramtschef Thorsten Frei, Staatsministerin Christiane Schenderlein, Abgeordnete aus allen Fraktionen. Doch im Mittelpunkt standen die Menschen vor Ort, die sich täglich für konkrete Veränderungen einsetzen.
Wir durften Karlsruhe vertreten mit der Vision FoodCircle, der Ernährung als Gemeinwohlaufgabe denkt: mit wertvollem Schulessen, regenerativer Landwirtschaft, lokaler Verarbeitung und Teilhabe für alle. Denn: Gesunde Kinder, fruchtbare Böden und regionale Wirtschaftskraft gehören zusammen.
Wertschätzung statt Verzicht. Ernährung als Einladung.
Essen ist politisch und es ist auch emotional. Wer Menschen für die Ernährungswende gewinnen will, muss sie einladen statt belehren. Genau das war spürbar: keine Parteikämpfe, kein Dogmatismus, sondern Zuhören, Respekt und Lösungswille. „Wir neigen leider in Karlsruhe dazu, die Dinge oft von der negativen Seite zu betrachten. Und das Schöne hier ist, dass es wirklich viele motivierte Menschen sind, die Lust haben etwas zu machen“, sagte Bettina Lisbach, unsere Bürgermeisterin für Umwelt und Gesundheit, bereits bei der 2. Karlsruher Werkstatt im Juni. Diese Haltung haben wir nach Berlin getragen.
Auch Torben Stieglitz, Leiter der Wirtschaftsförderung Karlsruhe, bestärkte uns mit klaren Worten:
„Was ich immer wieder feststellen muss: Es fehlt nicht an Mutigen, Willigen und Macher:innen. Es fehlt oft der Stolz auf diese Menschen, auf diese Stadt und was dort alles entsteht. Lassen Sie uns zusammen stolz darauf sein und das allen zeigen.“
Ein Mut-Versprechen aus Karlsruhe.
Als Teil der „160 mutigen Versprechen“, die in Berlin formuliert wurden, bringen wir konkret ein:
- die Idee einer Solarküche auf dem Karlsruher Marktplatz, gemeinsam mit der Tourismusgesellschaft
- den nächsten Schritt beim Schulessen, durch kleinere Lose bei der Ausschreibung
- eine Quartiersküche als Pilotprojekt für lokale Kreisläufe und mehr Teilhabe
- die Nutzung von Streuobst aus der Region für Karlsruher Hotels
- eine digitale Bürger:innenbeteiligung zum Thema Ernährung, gemeinsam mit Prof. Daniel Schwarz von der Hochschule Karlsruhe
Diese Impulse verfolgen wir weiter und arbeiten ab Herbst mit der Stadtverwaltung, Bürgermeisterin Bettina Lisbach, Sozialbürgermeisterin Yvette Melchien und vielen Partner:innen in Karlsruhe weiter an der Umsetzung.
Demokratie zum Mitmachen. Wandel aus der Mitte.
Die Werkstatt der Mutigen ist mehr als ein Event. Sie ist ein neues Demokratieformat, das Politik wieder nahbar macht und zeigt, was möglich ist, wenn wir die Lösungskompetenz in den Regionen ernst nehmen.
Wir von räume und dem FoodCircle Karlsruhe sind dankbar, diesen Weg mitzugestalten. Wir sind überzeugt: Karlsruhe kann Ernährungswende. Gemeinsam. Überparteilich. Mutig.

Diana Stier
Journalistin, Hypnocoach, Inhaberin räume, Co-Founderin FoodCircle Karlsruhe & 1. Vorsitzende von Tischlein Deck Dich e.V.